Seit Mai fotografiere ich, ausschließlich, Männchen der Kleinen Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus). Ich hätte gerne einmal ein Weibchen vor der Linse gehabt, aber bis vor ein paar Tagen sah ich keins. Ich spazierte im Fluss rauf und runter und da waren wieder nur die Zangenlibellen-Männchen.
Irgendwann ist mir eine Libelle aufgefallen, die ich, so dachte ich mir, noch nie zuvor gesehen habe. Sie hängte auf einer Pflanze am Ufer des Flusses so, dass ich nur ihren oberen Rücken sehen konnte. Als ich mich ihr näherte ist sie davon geflogen.
Wie bei den Zangenlibellen üblich, tauchte sie ins Wasser um ein Bad zu nehmen, aber sie blieb auf der Wasseroberfläche „hängen“ und flatterte im Wasser ohne den Flug wieder starten zu können. Erst nach einigen Sekunden fiel mir auf, dass ein kleiner Fisch sie gepackt hatte und versuchte sie hinunterzuziehen oder zu schlucken.
Ich entschied mich nicht einzumischen, aber ich wünschte mir die Libelle würde sich doch irgendwie befreien können. Und es gelang ihr auch, aber dann wurde sie von der Strömung flussabwärts getrieben. Erst bei meinem zweiten Rettungsversuch hatte ich sie auf meiner Hand. Gerettet.
Und doch ein Weibchen der Zangenlibellen
Ich legte sie auf einen sicheren Platz am Ufer wo sie sich vom Schock erholen und trockenen konnte. Erst jetzt erkannte ich, dass ich mein erstes Weibchen der Zangenlibellen vor mit hatte. Ich habe mich sehr darüber gefreut und machte mich bereit von ihr einige Aufnahmen zu machen.
Leider sah ich, dass ihr den linken Vorderflügel und die Hälfte des rechten Hinterflügels fehlten. Einige Minuten später, als ihr Körper schon trocken war, hat sie zu fliegen versucht. Auf Grund ihrer Verletzungen sind alle ihre Flugversuche gescheitert und sie konnte sich nur einige Zentimeter weiter vom Start entfernen.
Sie wurde kein Fischfutter, aber ihr Untergang hatte, mit ihren vom Fisch angebissenen Flügeln, bereits begonnen.